Kolloquium „Zwischen Kanon und Beliebigkeit“

HAK-Kolloquium „Zwischen Kanon und Beliebigkeit. Die Rolle von Vorbildern / Leitbildern in der Architektur und ihr Entstehen und Vergehen“.

In der Architektur ist die Zeit des Kanons und epochenprägender dominanter Stile bzw. Konzepte lange vorbei. Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch so etwas wie einen elementaren fachinternen Grundkonsens gibt. Kann es ihn geben, sollte es ihn geben? Zumindest als Basis dafür, dass  ein disziplinärer Diskurs stattfinden kann und nicht eine Zersplitterung des Faches in Branding Nischen oder Privatweltbilder? Die Postmoderne öffnete die Schotten für die berühmte Pluralität, die angeblich von allen fröhlich genossen wurde. Heute hat es den Anschein, dass die Überfülle des Möglichen und Wählbaren nicht immer nur fröhlich macht. Dem Architekten stehen heute im Prinzip alle formalen Sprachen zur Verfügung, technisch ist ohnehin alles machbar, sofern das Geld dafür da ist.

Wie geht man damit um? Ist nun alles gleich gut/gleich schlecht? Woher bezieht der Architekt heute aber die Standards für seine Entscheidungen? Können ihm biographisch eingeprägte Vorbilder dabei helfen? Für die Älteren hießen die Helden der Architektur vielleicht Le Corbusier und Mies oder Schumacher und Tessenow, für eine mittlere Generation vielleicht Rossi oder Koolhaas. Gibt es solche Helden heute überhaupt noch? Oder muss sich heute jeder für sich und jeder ganz anders seinen Privatkanon zusammenbasteln –  aus wechselnden Versatzstücken mit relativ kurzer Halbwertzeit? Und mit einer intellektuellen Geltungskraft, die an der eigenen Bürotür schon endet?Auf welcher Ebene könnten solche geistigen Inseln miteinander in ein halbwegs argumentatives Gespräch kommen? Liegt diese mögliche Referenzebene vielleicht außerhalb der Architektur – Moral, Politik, Theorie? Oder ist alles nur eine Frage des Marktes?

Programm:
1. Orientierungen
Anmerkungen zur Fragestellung Ullrich Schwarz, Hamburg
Historische Einführung Klaus Jan Philipp, Stuttgart:
Individuelle Verbindlichkeiten. Von der Grand Tour zur Privatmythologie Andreas Ruby, Berlin:
Wird Kultur kontingent? Ulrich Greiner, Hamburg

2. My Favourites – oder bin ich mein eigener Held?
Günter Wilkens, Hamburg
Jürgen Böge, Hamburg
Andreas Hild, München
Jörg Leeser, Köln

3. Diskussion
Moderation Ullrich Schwarz und Andreas Ruby

Termin:
21. Januar 2011, 14.00 – 18.00 Uhr

Ort:
Warburg Haus, Heilwigstraße 116

Veranstalter:
Hamburgische Architektenkammer