Positionslichter: Jörn Walter geht

Nach 18 Dienstjahren stellt sich Jörn Walter nicht erneut einer Wiederwahl im Amt des Hamburger Oberbaudirektors. Mit ihm verlässt ein großer Visionär den Posten des obersten Stadtplaners.
Hamburg hat sich seit 1999, dem Beginn der Amtszeit von Jörn Walter, erheblich verändert.

Aus der zunächst propagandistisch vorangetriebenen Idee einer wachsenden Stadt ist eine erblühende Metropole geworden. Hamburg wächst mit seinen Bauten aber nicht mehr über ihre Grenzen hinaus, die Stadt wächst sozusagen in ihr Inneres. Die HafenCity – von Walters Vorgänger Egbert Kossak bereits als Idee formuliert – ist heute ein wichtiger Brückenkopf für den „Sprung über die Elbe“, also die Entwicklung der südlichen Stadtteile und Stadtbezirke in Wilhelmsburg und Harburg bzw. deren Anschluss an die zentrale Stadtentwicklung. Die Internationale Bauausstellung, IBA, sowie die Internationale Gartenschau, igs, haben in ihrem Präsentationsjahr 2013 eine strategische Richtung vorgegeben, die auch für die Entwicklung der östlichen Stadtgebiete an der Bille und an der noch immer nur spärlich bebauten Bahntrasse in Richtung Bergedorf vorgegeben.

Jörn Walter geht

Oberbaudirektor

Prof. Jörn Walter © a-tour

Aber es sind nicht allein die strategischen Ziele der Stadtentwicklung, die Jörn Walter maßgeblich formuliert hat, sondern auch die Leitlinien eines neuen Stadtbildes für Hamburg. Auch wenn er hierfür in den Medien oft gescholten wurde, weil man Hochhäuser vermisste oder eine größere Harmonie in dessen Erscheinung einklagte. Dabei gelang doch in der HafenCity und in der Bebauung einiger Areale im Harburger Binnenhafen eine in ihrem Maßstab und ihrer Kleinteiligkeit bemerkenswerte Stadtstruktur.

Selbstverständlich können gerade solche Parameter noch schärfer formuliert und buchstäblich ausgebaut werden, auch die Lebendigkeit so manchen Quartiers kann noch gesteigert werden, aber damit lässt sich der Auftrag des obersten Stadtplaners auch leicht überfordern. Letztendlich ist der Oberbaudirektor im jetzigen Zuschnitt seines Amtes der Dirigent eines Orchesters, dessen Fertigkeiten er nur bedingt trainieren kann. In diesem Orchester spielen nicht nur Architekten, insbesondere Wohnungsbaugesellschaften und Projektentwickler tragen hier Verantwortung für einen Wohlklang der Stadtentwicklung, der nicht allein aus der Optimierung ihrer eigenen Ziele entsteht.

Jörn Walter hinterlässt nicht nur ein anschauliches Werk, sondern auch eine Art der Amtsführung, die in ihrem Volumen weiter ausgefüllt werden muss. Keine leichte Aufgabe für einen Nachfolger respektive eine Nachfolgerin. Wir dürfen gespannt sein!

Olaf Bartels