Die Hamburger Schwimmoper öffnet wieder

Die Hamburger Schwimmoper, wie die Alsterschwimmhalle gerne genannt wird, wurde von 2020 bis 2023 umfassend saniert, umgebaut und erweitert. Am 24. November 2023 ist sie feierlich wiedereröffnet worden. Als einer der größten Schalenbauten Europas ist die Schwimmhalle nach einem Entwurf der Architekten Horst Niessen, Rolf Störmer, Walter Neuhäusser und dem Ingenieur Jörg Schlaich ein Wahrzeichen der Hamburger Nachkriegsmoderne. Das Betonschalendach aus zwei hyperbolischen Paraboloidschalen, die von drei Stützfüßen getragen werden, erinnerte die Hamburger:innen damals an die Oper in Sydney – und wird seitdem liebevoll „Schwimmoper“ genannt. Das spektakuläre Schalendach, der riesige Innenraum mit dem 50-Meter-Becken und die Fassadenkonstruktion wurden erhalten. Gleichzeitig wurden die Sporteinrichtungen erstmals zusammenhängend neugestaltet und um zeitgemäße Angebote ergänzt.

Alster-Schwimmhalle 1973, Hamburg

Alster-Schwimmhalle 1973, Hamburg © Bäderland Hamburg

Ursprünglich war die Alsterschwimmhalle als Wettkampfstätte errichtet worden, wurde über die Jahre jedoch zu einem Freizeit- und Familienbad. Trotz 400.000 Besucher:innen im Jahr 2014 wurden aus Kostengründen damals eine Schließung mit Abriss und die Errichtung eines modernen Neubaus diskutiert. In Kooperation mit schlaich bergermann partner (sbp) erstellte gmp eine Machbarkeitsstudie, die zur Entscheidungsgrundlage für den Erhalt und die Sanierung wurde. Der Denkmalschutz des spektakulären Daches spielte dabei eine Schlüsselrolle. Auf einer Grundfläche von 4.500 Quadratmetern schwingt es sich – nur 8 Zentimeter dünn, von drei Diagonalstützen gehalten – an den Spitzen 24 Meter weit in die Höhe. Zwei der drei Stützenfundamente sind durch ein Zugband unterhalb des Schwimmbads verbunden. Mit Spannweiten von bis zu 96 Metern zählt das Dach bis heute zu den weltweit größten seiner Art.

Die Hamburger Schwimmoper öffnet wieder

Alsterschwimmhalle, Hamburg

Sanierung und Erweiterung Alsterschwimmhalle, GMP Architekten © Marcus Bredt

Die große Herausforderung hinsichtlich der Statik bestand darin, Teile des alten Schwimmbads abzureißen und neu zu bauen, ohne dabei das bestehende Dach zu verändern oder durch die Bauarbeiten zu sehr zu erschüttern. So durfte das Zugband zwischen den Fundamenten nicht berührt werden und wurde während der Bauarbeiten ständig überwacht. Seit der Sanierung schützt ein neues Kathodisches-Korrosionsschutz-System (KKS) das Dach mit Schwachstrom gegen Schäden durch aufsteigendes Chlor, hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen.

Sanierung und Erweiterung Alsterschwimmhalle, Hamburg

Sanierung und Erweiterung Alsterschwimmhalle, GMP Architekten © Marcus Bredt

Das 50-Meter-Becken, der 10-Meter-Sprungturm und der sogenannte Fitness-Kubus an der Ostseite blieben mit Ausnahme weniger Eingriffe erhalten. Die alte, kaum noch genutzte Tribüne neben dem Becken wurde hingegen abgebrochen, um Platz für ein neues, separates Sprungbecken zu schaffen. Auch der Ergänzungsbau im Norden wurde abgerissen und durch einen ein- beziehungsweise zweigeschossigen Neubau ersetzt. Dort entstanden ein neues 25-Meter-Schwimmbecken und ein Kursbecken, ein barrierefreier Eingangsbereich sowie Umkleiden, Fitness- und Saunabereiche. Insgesamt wurde die bisherige Wasserfläche um rund ein Viertel vergrößert, gut die Hälfte der gesamten Innenfläche wurde neu gebaut. Vor dem Haupteingang entstand ein neuer Vorplatz. Die Zufahrt erfolgt nun von der Sechslingspforte, sodass das östlich angrenzende Wohnquartier an der Ifflandstraße eine Verkehrsberuhigung erfährt. Die neu geschaffene fußläufige Durchwegung in Ost-West-Richtung verbindet das Wohnquartier mit der Innenstadt.

Alsterschwimmhalle umfassend saniert, umgebaut und erweitert

Sanierung und Erweiterung Alsterschwimmhalle, Hamburg

Sanierung und Erweiterung Alsterschwimmhalle, GMP Architekten © Marcus Bredt

Die originalen Aluminium-Fachwerkstützen der Glasfassade wurden erhalten. Zudem entwickelten gmp, sbp und die Implenia Fassadentechnik ein neues, zulassungsfähiges Teleskop-Kolben-Auflager als beweglichen Anschlusspunkt zwischen Fassade und Dach, mit dessen Hilfe sich die Schwingungen der Dachflächen ausgleichen lassen. Die Oberflächen der erhaltenen Bauteile wurden entweder in aufwendiger restauratorischer Feinarbeit in der ursprünglichen Betonsichtigkeit oder auf Basis des Farbkonzepts aus der Erbauungszeit wiederhergestellt. Bauelemente wie die historischen Akustikziegel wurden restauriert und wieder eingebaut. Unter Wahrung der Balance zwischen Erhalt, funktioneller Umgestaltung und Nutzungsanpassung der Schwimmhalle wurde ihre bauliche Identität erhalten; Nutzung und Betrieb sind für die Zukunft gesichert.

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