Deutschlandhaus • Aus der Zeit gefallen?

Das Deutschlandhaus soll abgerissen werden. Doch aus der Zeit gefallen erscheint es nicht.

Das1929 am Gänsemarkt errichtete Gebäudes, welches im Zweiten Weltkrieg beschädigt und dann wieder aufgebaut wurde, stellt eines der markantesten Gebäude in der Hamburger Innenstadt dar. Daher ist der nun von der Stadt genehmigte Abriss sehr umstritten.

Deutschlandhaus • Aus der Zeit gefallen?

Das Deutschlandhaus ist wunderschön anzusehen. Es legt sich steil in die Kurve und spiegelt so den Swing der zwanziger Jahre wieder. In anderen Großstädten hätte der Denkmalschutz schon längst eingegriffen. In Hamburg jedoch wird nicht die Kühnheit des Entwurfs gepriesen, nicht die Raffinesse der beiden Architekten Fritz Block und Ernst Hochfeld gelobt.

Die große Stärke des Entwurfs ist sicher das es den beiden Architekten seinerzeit gelang hier einen unerhört spannungsreichen Baukörper in den Stadt zu implementieren. Ruhig, fast sinnlich integriert sich das Gebäude -ohne Allüren- in die vielstimmige Nachbarschaft, die insbesondere durch die backsteinfrohe Finanzbehörde von Fritz Schumacher geprägt ist.

Viele überregionale Zeitungen wie die „FAZ“ und auch die „Süddeutsche“ äußerten ihr Unverständnis zu dieser Entscheidung. Sogar der Bund Deutscher Architekten (BDA) forderte, dass der Umgang mit dem baulichen Erbe der Stadt rechtzeitig und öffentlich diskutiert werden müsse.

Der Renditezwang lässt sich deutlich vernehmen. Ein Zwang, der nichts gibt auf Baugeschichte und auf die Architektur mit ihren beschwingten Formen. Leider interessiert nur noch das Investment und das Gebäude als ein Objekt des Renditeglaubens.

Der Abriss wird unter anderem mit der schlechten Bausubstanz begründet. Unweigerlich denkt man an den Satz des Altzanzlers. Helmut Schmidt hatte seinerzeit die Stadt in anspielung auf den Namen „Freie und Hansestadt Hamburg“ als „Freie und Abrissstadt Hamburg“ bezeichnet.

Der Abriss des Deutschlandhauses ist beschlossene Sache

Die Hamburger Politik unterstützt diese Abrisspläne. Das Deutschlandhaus hätte in der Vergangenheit extrem vielen Veränderungen erfahren und mit dem Ursprungsbau nur noch wenig zu tun. Daher sei es von der Kulturbehörde nicht als Denkmal eingestuft worden.

In der letzten Woche stellten Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und Architekt Hadi Teherani, dessen Entwurf den Zuschlag erhielt, die Planungen für den Neubau vor. Er wird sich, genau wie der Altbau, vom Valentinskamp über die Dammtorstraße bis zur Drehbahn erstrecken. Um die Unterschiede zwischen Alt und Neu zu entdecken muss man schon sehr genau hinschauen.

Der Eigentümer des Grundstücks und Projektentwickler ist die Hamburger ABG-Unternehmensgruppe, die zuvor einen Architektenwettbewerb mit fünf geladenen Teilnehmern durchgeführt hatte. Bis Mitte 2021 sollen am Gänsemarkt der rund 40.000 Quadratmeter große Neubau mit Büroflächen, Einzelhandel und Gastronomie entstehen. Außerdem sind am Valentinskamp 30 Wohnungen geplant.

Man darf gespannt sein, ob der Neubau in den großen Fußstapfen des alten Deutschlandhaus von Block und Hochfeld Platz finden wird.

Deutschlandhaus

Deutschlandhaus 2018, Hadi Teherani © panoptikon

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Deutschlandhaus 1929, Block und Hochfeld © a-tour