Campus Steilshoop

Der Landesbetrieb SBH | Schulbau Hamburg wurde mit der Aufgabe betraut für die Freie und Hansestadt Hamburg die Schulimmobilien unter Berücksichtigung der schulischen Belange und nach wirtschaftlichen Grundsätzen zu planen, zu bauen, zu unterhalten und zu bewirtschaften. In dieser Tätigkeit führte die SHB den Wettbewerbs für den Neubau der Grund- und Stadtteilschule und eines Quartierszentrums im Ortsteil Steilshoop im Bezirk Wandsbek durch. Der Wettbewerb wurde als Nichtoffener, hochbaulicher Realisierungswettbewerb für maximal 15 Teilnehmerteams, mit einem vorgeschalteten öffentlichen Bewerbungsverfahren ausgeschrieben. Gegenstand des Wettbewerbs war die hochbauliche Vorentwurfsplanung für einen Schulneubau mit einer 4-zügigen Grundschule und einer 3-zügigen Stadtteilschule sowie einem Quartierszentrum am Standort Gropiusring. Dabei sollte insgesamt ein Neubau-volumen von rd. 8 500 m² NF geplant werden und räumlich und funktional getrennte Gebäude für die Grundschule, die Stadtteilschule und das Quartierszentrum entstehen. Ein teilweiser Erhalt des Gebäudebestands auf dem Schulgrundstück sollte im Wettbewerb geprüft werden. Für das Bauvorhaben wurde eine Kostenobergrenze für den Hochbau und technischen Ausbau in Höhe von ca. 20 Mio. EUR festgesetzt.

Das Preisgericht hat dem Auslober einstimmig empfohlen, die drei gleichrangigen Entwürfe in einem sich dem Wettbewerb anschließenden VOF-Verfahren überarbeiten zu lassen.

1. Preis
BLK2 Böge Lindner K2 Architekten, Hamburg


© BLK2 Böge Lindner K2

Beurteilung durch das Preisgericht:
Der Entwurf begeistert durch die städtebaulich meisterhaft angeordneten Baukörper, die den Stadtteil und das Zentrum von der Fehlinghöhe und dem Gropiusring großzügig und selbstverständlich an den Bramfelder See anbinden. Verblüffend ist, wie es den VerfasserInnen zugleich gelingt, einen gut proportionierten inneren Quartiersplatz zwischen den neuen Gebäuden auszuformen, der lediglich die Sporthalle in eine etwas rückwärrtige Lage manövriert, ansonsten aber gut zu funktionieren verspricht. Die gute städtebauliche Lösung findet in der klaren, geschlossenen und im Detail feinfühlig differenzierten Architektursprache ihre schlüssige Entsprechung: Es zeigt sich ein angenehmes und freundliches Ambiente, in dem man sich wohlfühlen kann …

1. Preis
HASCHER JEHLE Architektur, Berlin


© HASCHER JEHLE

Beurteilung durch das Preisgericht:
Zwei sehr individuelle, stromlinienförmige Baukörper formen die Hülle für Schule und Quartierszentrum. Städtebaulich flankieren sie den Blick aus der zentralen Achse Fehlinghöhe und fassen ihn geschickt, indem sie hier den Freiraum aufweiten und für die beiden Häuser im Osten und Westen des so entstehenden Stadtplatzes gut auffindbare zentrale Adressen schaffen. Gleichzeitig wird der Fußweg zum See begleitet und aufgewertet. Ein kleiner Nachteil entsteht durch die so erzeugte Lage der Sporthalle in zweiter Reihe. Das westliche Haus fasst intelligent die beiden Schulen in einem Baukörper zusammen, wobei jeweils eine individuelle Eingangssituation besteht. Die Schule wirkt innenräumlich durch großzügige Einschnitte licht und einladend, da Tageslicht über verglaste Flure, Aufweitungen und gut proportionierte Innenhöfe ins Innere fällt. Problematisch ist allerdings die Vermischung von Unterrichtsbereichen an der Nahtstelle von Grundschule und Sekundarstufe. Im Erdgeschoss sind Mensa und Pausenhalle zwar gut platziert – letztere belebend am öffentlichen Raum – lassen sich für große Schulveranstaltungen allerdings nicht optimal zusammenschalten. Ferner besteht die Problematik der Trennung von Produktionsküche und Mensa auf der einen und Alraune mit Bistrobereich auf der anderen Seite. Der Gang unter Gelände stellt keine ausreichende Verbindung dar. Die städtebauliche Offenheit ist erkauft zugunsten einer schlüssigen Lösung in der Anordnung übergeordneter Funktionen. Im östlichen Teil sind die beiden Bereiche des Quartierszentrums platziert und mit Multifunktionsraum und Bistro am öffentlichen Raum präsent. Insgesamt bietet der Entwurf mit der prägnanten und wieder erkennbaren „Körpersprache“ eine gute und individuelle Antwort auf eine sehr komplexe Aufgabenstellung. Die Fassadensprache kleidet den Körper angemessen, wenn auch in diesem Entwurfsstadium noch sehr schematisch dargestellt, und lässt in der weiteren Detaillierung eine optimistische Ausstrahlung in den Stadtteil erwarten.

1. Preis
petersen pörksen partner architekten | stadtplaner, Lübeck


© petersen pörksen partner

Beurteilung durch das Preisgericht:
Es handelt sich um ein klares Gesamtkonzept, dass die Einzelbereiche Quartierszentrum, Stadtteilschule und Grundschule eindeutig und ablesbar definiert und damit jeweils den einzelnen Einrichtungen identifizierbar zuordnet. Wie an einer Perlenschnur aufgefädelt sind die drei Nutzungen im Erdgeschoss miteinander verbunden. So entsteht zum einen eine sehr schön formulierte stadt-landschaftsräumliche Wegebeziehung vom Gropiusring im Süden zum See im Norden und zum anderen ein landschaftlich gestalteter Stadtraum, vom dem aus richtigerweise alle Zugänge sowohl zum vorhandenen Sport im Osten als auch zu den drei Eingängen des Grundschulhauses der Stadtteilschule und des Quartierszentrums angelegt sind. Die Anordnung der Gemeinschaftsräume der Schule (Mensa, Aula) und des multifunktionalen Bistros und der Klubräume des Quartierszentrums entlang des Weges zum See unterstreicht die Öffentlichkeit des Weges und ergibt schöne Ausblicke aus diesem Bereich zum Platz und führt darüber hinaus auch zu guten funktionalen Nutzungsmöglichkeiten. Obwohl jede Einrichtung ihren eigenen individuellen Eingang in ihr jeweils eigenes Haus hat, sind doch alle Einrichtungen zu einem Ganzen verwoben, ohne die eigenständigen Nutzungen einzuschränken. Jede Einrichtung hat auch in den Obergeschossen mit einem jeweiligen Innenhof ihre eigene Identität durch Licht und Offenheit. Leider ist die städtebauliche Einfügung als selbstverständliche Wegebeziehung von der Fehlinghöhe zum See nicht gegeben, was einen großen städtebaulichen Nachteil darstellt. Die drei Baukörper stehen darüber hinaus zu weit auseinander und verlieren sich in ihrer Einheit. Die Fassaden sind eher beliebig und lassen die angemessene Qualität vermissen. Insgesamt handelt es sich um einen Entwurf, der von der funktionalen Nutzung aus Sicht der Schule und des Quartierszentrums der Aufgabenstellung gerecht wird, auch landschaftlich und topographisch schön eingebettet ist, jedoch einen entscheidenden Mangel im städtebaulichen Konzept im Hinblick auf die Siedlung Steilshoop aufweist.