Petzi & new work – der neue Carlsen Campus in Hamburg Ottensen

Pixi, Petzi, Conni, Harry Potter, Bella und Edward, Tim und Struppi, Naruto, Son Goku, die Peanuts und viele andere sind unter dem Dach eines ehemaligen Fabrikgebäudes in Hamburg-Ottensen versammelt.

Carlsen Verlag - DeWinder _0372

Carlsen Verlag – DeWinder _0372 © Marc Seelen

Carlsen ist einer der führenden deutschen Verlage für Kinderbücher, Jugendbücher, Comics, Graphic Novels, Manga und Humor. Seit über sechzig Jahren werden Bücher und Bilder, die unterhalten, zum Nachdenken anregen und Wissen vermitteln verlegt.

Unser Team von SternArchitekten hatte das große Glück im vergangenen Lockdown zusammen mit unseren Berliner Kollegen von de Winder Architekten eine neue Bürowelt für den Kinder- und Jugendbuchverlag Carlsen realisieren zu dürfen. Jetzt ist der 1. Bauabschnitte geschafft und wir blicken stolz auf unser Projekt, dass der Hamburg Fotograf Marc Seelen gerade sehr schön in Szene gesetzt hat.

Petzi & new work – der neue Carlsen Campus

Die neue Bürowelt im Hamburger Szenestadtteil Ottensen ist Teil des zukünftigen Verlags-Campus, der derzeit auf dem Areal in der Völckerstraße entsteht und das dortige alte Verlagshaus um einen weiteren Standort in direkter Nachbarschaft ergänzt.

Dort, wo die Firma Gutmann noch bis 1980 Sandstrahlgebläse herstellte und die ehemalige Nutzung noch durch Gleise der Industriebahnen ablesbar ist, arbeiten nun mehr als 70 Mitarbeiter des Verlages.

Als große Herausforderung bei dem Projekt stellte sich die Umwandlung der heterogenen Hallengebäude in eine effiziente Büroumgebung dar, die den spezifischen Anforderungen des Verlags gerecht wird. Es galt den Maßstabssprung zu finden, das Verhältnis von der großen Industriehalle zum kleinen Pixi-Buch. Dabei stand der  behutsame Eingriff im Vordergrund, die alte Nutzung der Hallen ablesbar zu belassen und gleichzeitig der neuen Nutzung Raum zu geben. Mit großer Verantwortung gegenüber dem Bestand wurde so ein neues Regelwerk für die Umwandlung in eine moderne Bürolandschaft erarbeitet.

Carlsen Verlag - DeWinder - people_v2

Carlsen Verlag – DeWinder _ people_v2 © Marc Seelen

Die Nutzung findet in zwei ganz unterschiedlichen Hallen statt. Eine große Halle mit einer ins Obergeschoss ragenden sehr hohen Dachkonstruktion und eine kleine Halle als eine Art Seitenflügel. Auf der Erdgeschossfläche der kleinen Halle befindet sich der Haupteingang zum neuen Carlsen-Büro. In dem sich anschließenden liebevoll als „Promenade“ bezeichneten Flurbereich wurden  raumhohe Boxen mit versetzten Höhen angeordnet, die die Einzel-, Doppel- und Viererbüros aufnehmen und bis zur Galerieebene im Obergeschoss ragen. Dieser 35 m lange Gang durch die Raum-in-Raum-Situationen nimmt informelle Meeting-Situationen auf und gibt den Blick in die große Halle, dem Herzstück des neuen Verlagshauses, frei.

In der bis ins darüber liegende Obergeschoss offenen großen Halle wurde eine ca. 230 Quadratmeter große Eventfläche als „Marktplatz“ angesiedelt, die mit Vorhängen vom Workspace in der kleinen Halle abtrennbar ist. Der Eventspace erhielt einen neuen grafischen Bodenanstrich im grün gehaltenen Industriebodenlook, der gleichzeitig Zonierungen für verschiedenste Nutzungsszenarien schafft. Ein transluzenter Vorhang am separaten Eingang zum Marktplatz erlaubt Tageslichteinfall in den Raum. Die grafische Gestaltung des Bodens erstreckt sich bis in die Promenade hinein und verknüpft die beiden unterschiedlichen Hallen.

Carlsen Verlag - DeWinder _ 0650_people

Carlsen Verlag – DeWinder _ 0650_people © Marc Seelen

Als Besonderheit und in Anlehnung an die frühere Nutzungsatmosphäre umfassen raumhohe orangene, nach oben auslaufende Baugerüste auf drei Seiten den Eventspace. Sie dienen für unterschiedliche Bespielungen und wirken zudem als Eyecatcher im Raum. So nehmen sie Tischlermöbel wie Sitzbänke und temporäre Arbeitsflächen auf, sind Stauraum für die lose Möblierung, integrieren die Bibliothek, das Techniklager sowie die Medien- und Raumlufttechnik, lassen sich bei Bedarf umbauen für Cateringsituationen oder Buchpräsentationen und bieten Möglichkeiten zum Aufhängen und Hinterleuchten von bedruckten Planen für verschiedene Veranstaltungsformate.

Carlsen Campus

Im Obergeschoss der kleinen Halle befinden sich feste Galeriearbeitsplätze, ein kleiner Open Space für das Presse- und Marketingteam. In der großen Halle entstand ein großer Meetingraum mit einem „Haus im Haus“ Charakter sowie ein Bibliotheksbereich mit Lounge Atmosphäre Der verglaste Meetingraum ragt mit seiner Bodenkante in den im Erdgeschoss liegenden Eventspace hinein und bietet Platz für bis zu 16 Personen. Über den umlaufenden Erschließungsgang ergeben sich schöne Blickbeziehungen in die Halle.

Um den Charme der Halle zu erhalten, wurden verschiedenartige Spuren der Nutzung vergangener Epochen aufgedeckt und in die neue Raumstruktur deutlich sichtbar integriert. So tauchen auf der Fläche verteilt alte Schalthebel und Bedientableaus, Spuren früherer Wand- und Fensterdurchbrüche, eine alte Backsteinmauer, Reste von Kranzügen oder alte Farbanstriche auf, die sich nun atmosphärisch in die neue Raumnutzung einfügen. Auch das neue Farbkonzept greift solche Spuren auf und überführt diese in die gegenwärtige Nutzung. So ziehen sich die vorgefundenen Bestandsfarben in Grün- und Rottönen der industriellen Nutzung durch die gesamte Fläche und werden als Ergänzung zum zurückhaltenden Weiß und Grau in den Böden und Textilien in Szene gesetzt.

Carlsen Verlag - DeWinder _1312

Carlsen Verlag – DeWinder _1312 © Marc Seelen

Seit Abschluss des Projekts im Mai 2021 nehmen wir gemeinsam mit de Winder Architekten eine Revitalisierung des Bestandsbüros des Verlages im gegenüberliegenden Gebäude vor. Dabei wird der Ansatz der neu entwickelten Bürosprache aufgegriffen und gestalterisch fortgeführt, um den neuen Carlsen-Campus in seiner zukünftigen Ausrichtung aufzuwerten und zu unterstützen.

Wir freuen uns, dass das Projekt im diesjährigen Hamburger Architektur Jahrbuch 2021/22 veröffentlicht wird.

Weitere Bilder finden Sie auch auf der Webseite unseres Architekturbüros SternArchitekten.