Auf unseren Architekturreisen haben wir unsere Partner von Guiding Architects vor Ort, die uns die richtigen Tipps geben und so haben wir einige Gebäude „wiederentdeckt“, die vor Jahrzehnten erbaut wurden und uns noch aus dem Studium bekannt.
Eines dieser aufsehenerregenden Bauwerke ist die Muralla Roja, eine Architektur der Siebziger Jahre, entworfen von Ricardo Bofill, einem spanischen Architekten von Weltruf. Sie hebt sich zwischen der Felsküste von Calpe empor, einer Stadt am Meer der Ostküste Spaniens, eine Stunde von Valencia entfernt.
Muralla Roja
Die Muralla Roja verkörpert eindeutige Bezüge zur bekannten arabischen Architektur des mediterranen Raumes, die starken Einfluss auf die südliche Küste Spaniens hatte. Die Struktur kennzeichnet die Trennung der Post-Renaissance zwischen den öffentlichen und privaten Räumen, wobei sie die nordafrikanische Tradition des „Kasbah“ neu interpretiert, eine Festung mit hohen Mauern und wenigen Fenstern.

Das Gebäude steigt vertikal auf und folgt den umliegenden Konturen der felsigen Küste, sein Inneres gleicht einem Labyrinth aus perspektivischen und geometrischen Spielen. Die linearen Grundzüge der Anordnung und die Ästhetik nähern sich stark der Theorie des Konstruktivismus an, womit die Muralla Roja zu einem unmissverständlichen Nachruf auf dieses Genre wird. Diese Architektur beherbergt fünfzig Appartements zu 60, 80 und 120 m² und ein Terrassendach mit Solarium, Schwimmbad und Sauna für die ausschließliche Nutzung ihrer Bewohner.
Eine weitere Besonderheit dieses Ortes an der Grenze zum Surrealen ist die Verwendung verschiedener Farbtöne: die Außenfassade besticht durch seine Rot-Variante, die den Kontrast mit der umliegenden natürlichen Landschaft unterstreicht. Im Inneren der Mauern wurde ein Teil des Gebäudes mit seinen Stiegen und Durchgangsflächen in den verschiedenen Nuancen von Rosa gehalten, während für den anderen Teil blaue Töne gewählt wurden. Die Intensität der Farben hängt auch mit der Stärke des Sonnenlichtes zusammen, tatsächlich erzeugt die Kombination der unterschiedlichen Farben mit den geometrischen Formen des Gebäudes eine fabelhafte Illusion des Raumes.
Von Boris erfuhren wir, dass auf dem Stück felsiger Mittelmeerküste die Grundbesitzerin Natalia Pérez 1972 verschiedene kleinere Wohnanlagen platzieren wollte. Sie nahm den Bauunternehmer Ricardo Bofill Benassat unter Vertrag. Dieser habe seinen Sohn die architektonischen Entwürfe machen lassen. Bofill junior und sein „Taller“ hätten kreative Freiheit gehabt, solange sie nur im Budget blieben und die erforderliche Anzahl Apartments im Bau unterbrachten – 50 Wohnungen mit Flächen zwischen 60 und 120 Quadratmetern.
“Architektur ist der Sieg des Menschen über das Irrationale” Ricardo Bofill
Muralla Roja sei nie für Kommunen oder Künstler-Kollektive geplant gewesen, sondern für Normalbürger, für Touristen gar, erzählte uns Boris. Deshalb habe Bofill die Bewohner seiner Anlage nur indirekt, mithilfe architektonischer Stupser, zu mehr Gemeinschaft drängen können. Er nutzt die Suggestion des Labyrinths. Statt jede Etage mit einem weitgehend identischen Grundriss anzulegen und für übersichtliche Flure zu sorgen, gibt er sich Mühe, die klare Struktur des Baus zu verwischen. Wir hören, dass er Apartments, Schächte und Patios, einfach genug, in einem offenen Kreuzgitter organisiert hat.
Die ganze damalige Zeit sei eigentlich, wie ein großer Traum gewesen erzählt uns Boris, der entsprechend Musik und Bilder aus dem Hippie-Zeitalter dabei hat und berichtet, dass er als Kind hier früher gespielt habe während seine Eltern am Strand feierten.
Mehr Informationen zu diesen Projekten können Sie auf unseren Architekturreisen erfahren.