Elbtower – Eine Hochhaus-Ikone für Hamburg

Finale und Ouvertüre zugleich: Der Elbtower Hamburg wird ein Abschluss der HafenCity-Entwicklung und gleichzeitig Auftakt für den Eingang zum Zentrum Hamburgs und die künftigen Stadtentwicklungsräume Billebogen und Grasbrook sein. Nur knapp ein Jahr nach der ersten Ankündigung für Hamburgs Hochhauspläne an den Elbbrücken in der HafenCity stehen Bauherr und Architekt nun fest. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz stellte gemeinsam mit Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt, Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, Oberbaudirektor Franz-Josef Höing sowie dem Bauherrn Timo Herzberg, Vorstand der SIGNA Prime Selection AG, und Partner und Designdirector Christoph Felger vom Büro David Chipperfield Architects am 8. Februar im Rathaus den architektonischen Entwurf sowie das Nutzungs- und Realisierungskonzept für Hamburgs höchstes Gebäude vor. 235 Meter hoch, wird der Elbtower künftig ein unverwechselbarer Kristallisationspunkt im Zentrum Hamburgs sein. Schon 2021 könnte Baubeginn sein, 2025/2026 die Eröffnung.

Elbtower – Eine Hochhaus-Ikone für Hamburg

Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit, fast Vertrautheit wird der Elbtower vielleicht einmal zum Stadtbild Hamburgs gehören und ein skulpturales städtebauliches Pendant zur Elbphilharmonie bilden, das privat errichtet und finanziert wird. Dass der Entwurf eine große ikonografische Kraft besitzt, sich dennoch mit Respekt in Hamburgs Baukultur und berühmte Stadtsilhouette einbettet, hat die Jury, die am 31. Januar 2018 über die drei Bestbieter-Angebote und Kaufverträge für den Elbtower entschied, überzeugt. Gemischt besetzt aus Architekten, Städtebauern und Immobilienfachleuten, hat sie sich einstimmig für den Entwurf von David Chipperfield Architects sowie das Angebot und Konzept von SIGNA Prime Selection AG aus Innsbruck ausgesprochen. Das renommierte Architekturbüro, das u.a. für die Neue Nationalgalerie in Berlin, das Nobel Center in Stockholm und das gemischt genutzte Hochhaus „The Bryant“ in New York verantwortlich zeichnet, hat sich zusammen mit dem Bauherrn SIGNA Prime Selection AG im komplexen Auswahlverfahren für die Hochhausbebauung an den Elbbrücken erfolgreich durchgesetzt.

Elbtower

Blick aus dem Baakenhafen © Hosoya Schaefer und ChipperfieldIm Ranking der drei Bestbieter, mit denen die HafenCity Hamburg GmbH drei Kaufverträge bis zur Unterschriftsreife zeitgleich verhandelt hat, hat sie nicht nur mit dem herausragenden Entwurf des Architekten Chipperfield überzeugt, sondern auch mit einer Belastbarkeit der Finanzierung und einer hohen Eigenkapitalabdeckung gepunktet.

Der Elbtower soll keine Architekturdiva sein, er steht nicht für Architekturspektakel. In seiner vornehmen und eleganten Gestalt bildet er aus allen Blickrichtungen ein überraschendes Wechselspiel und nimmt einen lebhaften Dialog mit der Nachbarschaft auf.
Das Gebäude liegt auf einem nahezu dreieckigen Grundstück zwischen großen Infrastrukturen (Bahn und Straßen) direkt an den Elbbrücken, dem Ort der ersten Elbquerung. Von einem breiten, dreieckigen Sockelbau, der vier bis fünf Geschosse umfasst und den größten Teil des Grundstücks einnimmt, wächst der Turm steil in die Höhe. Die skulpturale Form setzt sich aus dem Zusammenspiel von konkav ausgebildeten Gebäudekanten zusammen.

Dabei bildet das Gebäude nach Osten hin eine auseinanderstrebende, sich nach oben aufweitende Form aus, im Westen greift es mit der niedrigeren Bebauung die Höhe der HafenCity auf und nimmt sich gegenüber der S-Bahn zurück. Wegen der hohen Lärm- und Windexponiertheit entsteht auf dem Grundstück kein größerer Platz; stattdessen entsteht im nach Südwesten ausgerichteten, niedrigen viergeschossigen Teil des Gebäudes ein geschützter und gefasster Stadtraum mit einem inneren Platz.

Nicht allein die ikonografische Fernwirkung des Elbtowers macht seine Bedeutung für Hamburg aus. Zusammen mit der neuen U- und S-Bahn-Station Elbbrücken wird er zu einem neuen städtischen Knotenpunkt, der bis in die künftigen Stadtentwicklungsräume Billebogen und Grasbrook ausstrahlen wird.

Bereits in den Anforderungen der Grundstücksauslobung wurde sehr viel Wert gelegt auf die publikumswirksamen Nutzungen im Sockelgeschoss. Als mischgenutztes Hochhaus mit insgesamt mehr als 100.0000 qm Bruttogeschossfläche entwickelt sich der Elbtower von einem öffentlichen, vielfältig genutzten Sockel mit Entertainment- und Edutainmentflächen, Einzelhandel und Gastronomie über halböffentliche Nutzungen wie Hotel, Boarding House, Fitness- und Wellnessbereiche, Kinderland und Co-Working-Flächen bis hin zu modernen und flexibel gestaltbaren Büroflächen in den Turmgeschossen. Sozialer und kommunikativer Treffpunkt des Gebäudes ist das tagesbelichtete, überdachte Atrium. Durch diese helle Mitte führen alle Wege, der innere Platz wird zur identitätsstiftenden Destination des Elbtowers. Der Bauherr hat sich entschieden, wegen der extremen Lärmwerte am Standort kein Wohnen vorzuschlagen. Die einzelnen Nutzungen und Flächen innerhalb der Kategorien sind im Detail nicht festgelegt, dafür fehlt sieben Jahre vor Fertigstellung die Möglichkeit Verträge zu schließen, so könnte z.B. das Hotel zu Lasten von Büroflächen größer werden.

Der Elbtower erfüllt darüber hinaus höchste Nachhaltigkeitskriterien. Er wird nach dem Platinum Standard des Umweltzeichens HafenCity zertifiziert und wird sich in das ambitionierte Smart Mobility Konzept der östlichen HafenCity einfügen.

Elbtower

Luftbild Stadtentwicklung © fotofrizz_Chipperfield

Für das Hochhausprojekt „Elbtower“ wurde ein besonderer, der Komplexität dieser außer-gewöhnlichen Aufgabe geschuldeter Verfahrensweg gewählt: Es wurde ein einphasiges Bauherren-Auswahlverfahren durchgeführt, bei dem von Beginn an der Anspruch an höchste Architekturqualität an eine verlässliche Realisierung und Finanzierung gekoppelt wurde.
Das Verfahren wurde innerhalb von nur neun Monaten zügig und erfolgreich zum Abschluss gebracht: Eine interdisziplinär besetzte Jury suchte die drei Bewerber aus, mit denen die HafenCity Hamburg GmbH nach Zustimmung des Aufsichtsrats im November 2017 dann zeitgleich Verhandlungen aufnahm. Bei der Auswahl spielten die städtebauliche und architektonische Qualität ebenso eine Rolle wie das Nutzungskonzept, Wirtschaftlichkeit und Realisierungssicherheit.

Im Rahmen einer weiteren Juryentscheidung am 31. Januar 2018 wurde aus den drei geprüften Angeboten dasjenige ausgewählt, das nach der Aufsichtsrats-Zustimmung am 6. Februar 2018 notariell beurkundet wurde. Zur Wirksamkeit des Vertrags bedarf es der Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft, die voraussichtlich im Frühjahr darüber beraten wird.

Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen sagte, dass das ausgewählte Projekt von Chipperfield Architects ein hohes und elegantes Haus an diesem zentral gelegenen Standort an den Elbbrücken zu werden verspricht. Der schöne, schlanke Turm präsentierw sich je nach Blickrichtung sehr unterschiedlich. Er knüpfe in seiner Feinheit und mit seiner filigranen Fassade sowie der weißen Textur an die hanseatische Tradition der weißen Stadt am Wasser an.

Stimmen aus der Jury
Christoph Ingenhoven, Co-Vorsitzender der Jury befand, dass ein Hochhaus an dieser extrovertierten Position und mit dieser herausragenden Höhe im Stadtbild Hamburgs sich dieser Stellung durch Selbstbewusstsein, Gelassenheit, Eleganz und Einfachheit würdig erweisen muss. Das seit es, was David Chipperfield Architects gelingt und darüber hinaus eine angenehme Körperlichkeit, ein voller Klang und eine Wirkung im Stadtraum, die sich wohltuend von vielem anderen abhebt. Die Jury erhoffe sich eine noble Materialität, durchdachte Details, überzeugende Farbigkeit von Stein und Glas und eine gute Wirkung aus allen, sehr verschiedenen Blickrichtungen und den dramatischen unterschiedlichen Lichtstimmungen, in denen sich das Gebäude präsentieren wird. Sie sei davon überzeugt, dass hier ein Entwurf gefunden wurde, der sich der Außergewöhnlichkeit und Einmaligkeit des Vorhabens gewachsen erweisen werde.

Prof. Kees Christiaanse, Professor an der ETH Zürich und Masterplaner der HafenCity sagte: „Der ausgewählte Entwurf für den Elbtower zeichnet sich durch eine sensible skulpturale Form aus, die dem Standort zwischen den Elbbrücken an der östlichen Spitze der HafenCity ein sehr passendes und – trotz der spektakulären Höhe – ein vornehmes Wahrzeichen verleiht. Die bewegliche Turmskulptur entwickelt sich durch die leicht geneigten und gekrümmten Flächen aus einem Sockel nach oben und wirkt wie ein Bug an der Ostspitze der HafenCity. Durch das dynamische Spiel der Flächen besitzt das Gebäude eine überraschend wechselnde Erscheinung aus unterschiedlichen Blickwinkeln, es verleiht dem Turm einerseits eine große Stabilität und andererseits scheint es stattlich vorbei zu segeln. Diese Eigenschaft gibt dem Gebäude eine gewisse Leichtigkeit, die die großen Dimensionen relativiert.“