Positionslichter: Hochhäuser

Hochhäuser, oder besser: schlanke hohe Turmhäuser sind in der Hamburger Innenstadt nur selten zu finden. Aus der Zeit, in der sie regelrecht in Mode waren, in den 1950er bis 1970er Jahre sind nur noch wenige erhalten: das ehemalige Unileverhochhaus und heutige Emporiohaus, das ehemalige SAS-Hotel und heutige Radison Blue oder das Hochhaus der Reederei Hamburg-Süd wurden erst kürzlich saniert. Andere Bauten aus dieser Zeit, wie der ehemals von der Allianz-Versicherung genutzte Komplex oder die City-Hof, stehen auf der Abrissliste.

Vertikale Monumente haben es in Hamburg nicht leicht. Oberbaudirektor Jörn Walter wird nicht müde, auf die „Schöne Hamburgerin“ zu verweisen. Sie ist zu erkennen, wenn man von der Lombardsbrücke über die Binnenalster auf den Jungfernstieg blickt und ihr in Form der Stadtsilhouette gewahr wird. Von hier aus sind als Dominanten lediglich die Hamburger Hauptkirchen und das Rathaus zu sehen – und die Elbphilharmonie, die jetzt in den exklusiven Klub aufgenommen wird. Aber auch sie hatte es nicht leicht hier anerkannt zu werden. Schon im Modell musste der Entwurf der Architekten Herzog de Meuron eine strenge ästhetische Prüfung absolvieren.

Der letzte Schrei in der HafenCity: Hochhäuser zum Wohnen

HochhäuserDie Höhengrenze für diese Prüfung liegt für solche Bauten in der HafenCity bei 60 Metern. Wenn die Häuser unter der Grenze bleiben ist die Prüfung zwar hart, aber nicht so streng wie im Fall der Elbphilharmonie.

Sehr viel weniger hübsch dürfen sie schon deshalb nicht sein, weil sie vornehmlich dem Wohnen dienen sollen – wie im Übrigen auch der Marco-Polo-Tower am Sandkai oder die Spitze der Elbphilharmonie. Von hier hat man in bis zu 120 Metern Höhe einen weiten Blick über Hafen, Stadt und Fluss. Hier werden mit die höchsten Immobilienpreise in Hamburg aufgerufen. Ein idealer Wohnort für Musiker und Sänger, sollte man meinen …

Helene Fischer interessierte sich kürzlich aber für den neuen „Cinnamon-Tower“ im Überseequartier,
den das deutsch-britische Architektenpaar Bolles-Wilson entworfen hat. Zugegeben, er ist farbenprächtiger, aber eben lange nicht so hoch wie das neue Hamburger Wahrzeichen.

Vielleicht lässt sich von diesem Wohnturm am Osaka-Kai, aus seinen obersten drei Etagen besser zum Schlagermove aufrufen oder einen Sopran über der ganzen HafenCity erklingen lassen, wenn Frau Fischer diese Räumlichkeiten nicht nur besitzen, sondern auch intensiv nutzen sollte.

Das Miniaturwunderland in der Speicherstadt hat ihr jedenfalls schon einen Ehrenplatz auf einer – wenn auch im Maßstab 1:87 verkleinerten – Bühne eingeräumt und vielleicht werden Original und Modell ja bald Nachbarn.

Olaf Bartels