Grasbrook – Der neue Stadtteil

Grasbrook – Der neue Stadtteil wird für die kommenden Jahrzehnte eine zentrale Rolle in der Stadtentwicklung Hamburgs spielen. Er setzt die Entwicklung der innerstädtischen HafenCity, insbesondere die des östlichen Teils fort und schafft damit einen Sprung innerstädtischer Qualitäten auf die Südseite der Norderelbe. Der neue Stadtteil Grasbrook wird neben ca. 45 ha Landfläche auch die Wasserflächen des Moldau- und Saalehafens und somit insgesamt eine Fläche von ca. 64 ha umfassen.

Geplant sind Wohnungen für etwa 6.000 Bewohnerinnen und Bewohner, davon ein Drittel im geförderten Wohnungsbau, ca. 16.000 Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten für den alltäglichen Bedarf, Dienstleistungsangebote, eine Grundschule, Sportmöglichkeiten und Kitas und ca. vier Kilometern öffentlich zugängliche, direkt am Wasser gelegene Promenaden und Freiflächen. Außerdem soll das Deutsche Hafenmuseum auf dem Grasbrook gebaut werden.

Grasbrook – Der neue Stadtteil

Im September startete der Wettbewerbliche Dialog, der bis April 2020 zu einem städtebaulichen und freiraumplanerischen Gesamtbild des neuen Stadtteils führen wird. Als Verfahren wurde der „Wettbewerbliche Dialog“ gewählt, der eine kontinuierliche Bearbeitung im Dialog und eine weitgehende Beteiligung der Öffentlichkeit ermöglicht. Als besonders innovatives Element wird die Freiraumplanung nicht als „nachträgliche Begrünung“, sondern als gleichberechtigter Wettbewerbsbestandteil zeitgleich mit dem Städtebau bearbeitet. Dabei soll der Grasbrook nicht als isolierte „Insel“, sondern im Kontext mit den umliegenden Stadträumen entwickelt werden.

Der Grasbrook wird voraussichtlich in drei Quartiere untergliedert: Die Quartiere „Moldauhafenquartier“, „Freihafenelbquartier“ und „Hafentorquartier“. Die Quartiere Moldauhafenquartier und Freihafenelbquartier werden zukünftig in eine gemischt genutzte Fläche für Wohnen und Arbeiten umgewidmet. Das Hafentorquartier wird noch zu definierenden emissionsarmen hafenwirtschaftlichen Nutzungen (inklusive Büros, Forschungsstätten, Labore und Produktion) vorbehalten sein.

Mit der Entwicklung des Hafentorquartiers sollen Nutzungskonflikte zwischen den in Hafennutzung verbleibenden Teilen des Kleinen Grasbrooks und dem neuen Stadtteil Grasbrook, mit seinen gemischten Nutzungen, gelöst werden.

Juryentscheidung abgeschlossen

Die erste Phase des „Wettbewerblichen Dialogs“ zum Grasbrook wurde Anfang Dezember 2019 mit der ersten Juryentscheidung abgeschlossen: Seitdem stehen die sechs Entwürfe fest, die nun in der zweiten Phase weiterbearbeitet werden.

Die Planungsteams (jeweils ein Büro aus den Sparten Städtebau und Freiraum) sind:

Mandaworks AB (Stockholm) mit Karres en Brands RB (Hilversum)
ADEPT ApS (Kopenhagen) mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH (Zürich)
Herzog & de Meuron Basel Ltd. (Basel) mit VOGT Landschaftsarchitekten AG (Zürich)

Beitrag Mandaworks mit Karres en Brands

Das Büro Mandaworks aus Schweden verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz von Stadt- und Landschaftsplanung. Entsprechend weit gehen in dem Entwurf für den Grasbrook die Konzepte auch für den Freiraum – besonders der Vorschlag, das Ostufer von Moldau- und Saalehafen komplett von Bebauung frei zu halten und stattdessen in einen linearen Sportpark zu verwandeln. Gezielt sollen so auch die Bewohner der benachbarten Veddel angesprochen werden. Neue Brücken führen über die Hafenbecken und verbinden die einzelnen Quartiere. „Das beeindruckende Flugdach des Überseezentrums wollen wir erhalten und durch die Programmierung der Fläche darunter eine weitere Sehenswürdigkeit schaffen“, so die Verfasser.

Die niederländischen Freiraumplaner Karres en Brands setzen auf ein klares öffentliches Raumgefüge: „Wir fördern eine Stadt des ‚Urban Hacking‘, die Teilhabe, Aneignung und Mitverantwortung ermöglicht, gleichzeitig aber einen stabilen räumlichen Rahmen bietet.“ Die Jury ließ sich zudem durch die Idee einer konsequenten Verbindung zur Veddel überzeugen. Die Idee liegt in einer breiten Unterführung von einer neuen Promenade entlang des Moldauhafens aus zu einem neuen Platz auf der nördlichen Veddel. Am Nordufer zur Elbe sieht dieser Entwurf einen großzügigen Park mit Sportanlagen und Promenaden zum Wasser vor. Am Moldauhafen findet sich auf der Nordseite eine Neuinterpretation des Flugdachs des Überseezentrums.

Grasbrook - Der neue Stadtteil

Grasbrook © Mandaworks

Grasbrook - Der neue Stadtteil

Grasbrook © Mandaworks

Grasbrook © Karres en Brands

Beitrag ADEPT mit Studio Vulkan

Das dänische Stadtplanungsbüro ADEPT sieht für den neuen Stadtteil eine starke grüne und blaue Mitte vor. „Anstelle einer ,Tabula rasa‘- Strategie beabsichtigen wir eine Verschmelzung von neuen, niedriggeschossigen und urbanen Gebäudetypen mit den enormen Bauvolumina der Hafenstrukturen des Grasbrooks“, beschreiben die Verfasser ihren Entwurf. Eine zentrale Rolle spielt die Erhaltung oder der Neubau des Flugdachs des Überseezentrums, das sich am Nordufer des Saalehafens bis weit hinten in das zentrale Moldauhafenquartier zieht, und anderer „ortstypischer Strukturen“ wie die Bananenreiferei auf dem Südufer des Moldauhafens. Zur Erschließung der Veddel für Radfahrer und Fußgänger ist eine kreisförmige Brücke über die Straße am Saalehafen und die Bahngleise angelegt.

Studio Vulkan überzeugte die Jury mit vielen kleinen Plätzen und öffentlichen Räumen, um offene Quartiere zu erzeugen. Mit möglichst wenig Interventionen in den Raum setzt der Entwurf stark auf die Kräfte des Naturraums vor Ort. Im Zentrum steht dabei der „Grasbrooker Tidepark“, der die bisher voneinander isolierten Bereiche über eine gemeinsame grüne Mitte zusammenbindet. „Hier kann erprobt werden, wie ein Leben mit dem ständigen Wandel der Wasserstände zum Teil des urbanen Raums werden kann. Dabei geht es um die Wieder- Erfindung und Neu-Interpretation eines ,Brooks‘ (sumpfige Niederung) als urbanen Freiraumtyp: ein von Prielen durchzogenes, von Schilf bewachsenes Süßwasserwatt im Wechsel der Gezeiten“, so Studio Vulkan.

Grasbrook - Der neue Stadtteil

Grasbrook © Studio Vulkan

Grasbrook - Der neue Stadtteil

Grasbrook © Studio Vulkan

Beitrag Herzog & de Meuron mit VOGT

Herzog & de Meuron sowie VOGT Landschaftsarchitekten haben mit dem Bau der Elbphilharmonie und des Lohseparks bereits Erfahrungen in der HafenCity gesammelt. Unabhängig von einander schlugen jetzt beide schweizerischen Büros ein neues Zentrum auf dem Areal des bisherigen Überseezentrums vor. Um den gewünschten Lärmschutz für die Wohnbebauung und die nötige Geschossfläche zu erreichen, sehen sie zur Veddel und teilweise auch nach Süden zur angrenzenden Hafennutzung hin hohe dichte Gewerbebauten vor. Das zentrale Wohnquartier zwischen Moldauhafen und Elbe erhält bei Herzog & de Meuron eine neue Wasserfläche, um die sich eine immer wieder aufgelockerte und durchgehend begrünte Wohnbebauung in zwei Reihen legt.

Ein großer grüner Freiraum bildet in diesem Entwurf die Mitte des neuen Stadtteils. „Es mag konservativ erscheinen, einen klassischen Landschaftspark als planerische Setzung für den neuen Stadtteil zu wählen, aber es ist ein klares Statement“, urteilte die Jury. Der Park bietet verschieden Attraktionen wie eine große Wiese, Baumgruppen und eine spektakuläre Sichtachse zum Museumsschiff „Peking“. Das Nordufer an der Elbe ist als schmaler Freiraum auf zwei räumlichen Ebenen ausgestaltet. Man gelangt ans Wasser oder genießt den Ausblick von erhöhten Bastionen auf die Elbe. An der Schnittstelle von Saale- und Moldauhafen ist ein weiterer kleiner Park vorgesehen, der zum Wasser abfällt. Zur Veddel wie zum Hafen hin erhebt sich eine hohe kompakte Bebauung, die, wie die vergleichbaren Konzepte von Herzog & de Meuron, zur Überarbeitung angemahnt wurde.

Grasbrook - Der neue Stadtteil

Grasbrook © Herzog & de Meuron

Grasbrook © Herzog & de Meuron

Viel Grün, Freizeit- und Sportanlagen am Wasser, spektakuläre neue Dachkonstruktionen, darunter öffentliche Treffpunkte oder Raum für kreative Startups sowie autoarme Verkehrskonzepte.
Das sind nur einige der Ideen für den neuen Stadtteil Grasbrook, die von den aus Städtebau und Freiraum neu zusammengestellten Planungsteams nun weiter konkretisiert werden.
Auch in dieser Phase gibt es wieder Möglichkeiten der Mitwirkung: Als wichtiger Zwischenschritt in der Vertiefungsphase besteht für Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, mit den Planungsteams ins Gespräch zu kommen, deren Denk- und Arbeitsprozess kennenzulernen und zu diskutieren.

Auf Basis des voraussichtlich im April 2020 vorliegenden Ergebnisses des städtebaulichen Ideenwettbewerbs wird im Jahr 2020 ein Funktionsplan entwickelt, auf den dann die förmlichen Planungsverfahren (Flächennutzungsplan, Bebauungsplan) folgen. In allen Phasen der Entwicklung wird es eine umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit geben. Die geplanten Veranstaltungen werden im Vorfeld angekündigt.

Weiter Termine:
Bürgerwerkstatt Grasbrook Samstag, 25.01.2020 – 10:00 bis 17:00 im Cruise Center HafenCity
Abschlusspräsentation Donnerstag, 2. April 2020 – 17:00 bis 21:00