Elbphilharmonie. Ein Weltwunder, da die Demokratie versagte

Ob es regnet, stürmt oder die Sonne über Hamburg strahlt. Jeden Tag erscheint die Elbphilharmonie anders.

Bei den verschiedenen Wetterlagen verändert sich ihr Erscheinungsbild. Sie wirkt fröhlich, trotzig, schimmert oder glitzert. Wie Wellenwogen schwingt sich die Dachlandschaft und trotzdem ist sie fest verankert im Sand der Elbe. Das klingt wie eine Liebeserklärung an das sicher schönste Gebäude der Stadt und tatsächlich haben sie schon viele in ihr Herz geschlossen.

Die jahrelang schwelenden Streitigkeiten scheinen schon vergessen und nach Mehrkosten fragen nur noch die ausländischen Journalisten. Wie der französische Kollege heute auf der Pressekonferenz, der vom Bürgermeister Olaf Scholz erst mal darüber aufgeklärt werden musste, dass wir in Deutschland ein Föderalsystem mit 16 eigenständigen Ländern haben. In Hamburg würde keiner auf die Idee kommen den Bund nach Geld für solche Projekte zu fragen. Man kann sagen die Hamburger sind stolz. Stolz darauf hier ein Bauwerk im Elbgrund, mitten im Hafen, verankert zu haben  und das Projekt mit Steuermitteln selbst gestemmt zu haben.

Die Elbphi, wie sie inzwischen schon liebevoll genannt wird, erhebt sich selbstverständlich und selbstbewusst, als hätte die Welt nur auf sie gewartet aus dem großen Fluss. Von überall in der Stadt aus kann man sie sehen.

Elbphilharmonie. Ein Weltwunder, da die Demokratie versagte

Mit einer gewissen Selbstgefälligkeit liebte Hamburg schon immer Projekte großartiger Art. Kosten und Risiken scheut man in der Kaufmannsstadt. Viele Projekte sind gescheitert. Die Idee, die Universität komplett neu zu bauen oder die Olympische Spiele nach Hamburg zu holen. Mahnungen endlich Hamburgs Entwicklung vom Hafen unabhängig zu machen und umfassend in moderne Technologien zu investieren verschallten.

Bei der Elbphilharmonie hingegen haben die Politiker entschieden. Das gilt im übrigen für die gesamte Hafencity, jenem größten Stadtentwicklungsprojekt in Europa. Die ersten Schritte wurden fast konspirativ von fünf Personen um den damaligen Bürgermeister Henning Voscherau unternommen. Hätte es einen Volksentscheid über die Hafencity gegeben – sie wäre nicht gebaut worden. Heute aber sind die Hamburger begeistert. Auch dafür, für den hanseatischen Stolz, steht nun die Elbphilharmonie.

Dieses schwingende Gebäude ist beinahe ein Wunder. Und das hat nicht nur mit seiner Gestalt zu tun.

Wäre es mit rechten Dingen zugegangen, hätte es kein Wunder in Hamburg gegeben. Wären alle üblichen Prozeduren des öffentlich-rechtlichen Bauens und alle Vorschriften eingehalten worden, wäre alles wie immer und vernünftig abgelaufen, so wie es in einer Demokratie sein sollte, gäbe es heute keine Elbphilharmonie im Strom der Elbe.

Und als wir dann heute im Rahmen der Pressekonferenz im Großen Saal waren und ein Pianist seinen Flügel stimmt, da lief es einem schon kalt über dem Rücken. Ein Saal, das kann man schon vor der Eröffnung sagen, mit einer himmlischen Akustik.

Sicher werden wir sehr lange Freude an diesem tollen Projekt haben. Heute feiert sich Hamburg. Vielleicht ist die Elbphilharmonie tatsächlich der entscheidende Baustein für das, was Hamburg schon immer sein wollte und trotz Hafen und Hanse nie so richtig wurde: Weltstadt.

Elbphilharmonie Foyer © a-tour

Elbphilharmonie Foyer © a-tour

Elbphilharmonie Foyer © a-tour

Elbphilharmonie Foyer © a-tour

Elbphilharmonie Großer Saal © a-tour

Elbphilharmonie Großer Saal © a-tour

Elbphilharmonie Foyer © a-tour

Elbphilharmonie Foyer © a-tour

Elbphilharmonie

Elbphilharmonie grand opening © a-tour