BDA Preis Hamburg 2012

Eine BDA-unabhängige Jury wählte in diesem Jahr aus 86 Bewerbungen der Baujahre 2010 – 2012 drei gleichrangige Preise im 1. Preisrang, vier gleichrangige Preise im 2. Preisrang, fünf gleichrangige Preise im 3. Preisrang sowie 23 Bauten für eine Würdigung aus.
Parallel zum BDA Hamburg Architektur Preis lobte der BDA Hamburg gemeinsam mit der Tageszeitung Die WELT in diesem Jahr zum vierten Mal den Publikums Architektur Preis aus. Die Leserschaft von Die WELT und WELT am SONNTAG ermittelte aus sieben Bauten ihren Favoriten.

„Neue Hamburger Terrassen“
Preis: BDA Hamburg Architektur Preis 2012
Bauaufgabe: Mietwohnungsneubau mit 49 WE, 60 % geförderter Wohnungsbau, 40 % frei finanziert und KITA für 100 Kinder
Architekt: hauschild + siegel architecture, Kopenhagen, Malmö, Hamburg
Bauherr: NeueHamburgerTerrassen oHG, Hamburg
Standort: Kurdamm 20, Schlöperstieg 1-3, 21107 Hamburg-Wilhelmsburg

Jurybeurteilung: „Das Einfache gut zu machen und nicht banal werden zu lassen, ist im öffentlich geförderten Geschosswohnungsbau oftmals die größte Herausforderung. Quantitativ und pekuniär in dieser bis ins Kleinste reglementierten Aufgabe die Freiräume zu finden, gelang den Architekten in hervorragender Weise. Es entstand in der Flucht zur Straße als städtebauliche Kante eine vertikale urbane Dorfstruktur. Mikro-Freiräume entstehen hier aus Geschosshöfen und übertiefen Balkonen. Der Makro-Freiraum der Straße und die halb öffentlichen Übergangsräume schaffen die urbane Vernetzung. Im Gegensatz zu den oftmals strangpressartigen, schematisierten Geschosswohnungstypen entstanden mit geschicktester Nutzung von Proportion und Gliederung die für den Bau prägenden Gemeinschaftsräume. Hierzu zählen unter anderem die Laubengänge und die halb privaten Zwischenzonen, die so gestaltet sind, dass sie zum Aufenthalt einladen. Auf den verschiedenen Ebenen des Gebäudes sind jeweils für alle Mieter großzügige Gemeinschaftsplätze realisiert, deren Qualität vorbildlich ist. Die funktionale Mischung von 1-Personen- bis 4-Personen-Wohnung mit 90 Quadratmetern und integrierten Maisonette-Reihenhäusern ergibt einen zukunftsfähigen, dem demografischen Wandel entsprechenden Wohnungsmix. Die Grundrisse verdienen das Prädikat exemplarisch und knapp. Endlich ein Bau, der bei der Grundaufgabe der Architektur, der Schaffung von Wohnraum, durch seine Kohärenz über mehrere Ebenen ausgezeichnet ist.“

„Erweiterung Gorch-Fock-Schule“
Preis: BDA Hamburg Architektur Preis 2012
Bauaufgabe: Erweiterungsbau Gorch-Fock-Grundschule Blankenese. Die Aufgabe entsteht aus der Verschmelzung von zwei parallelen Initiativen: Ergänzungs- beziehungsweise Neubaumaßnahmen der Behörde für Schule und Berufsbildung zum Bau einer Pausenhalle und acht Klassenräumen als Ersatz für die bestehenden Pavillons sowie zur Reaktivierung vorhandener Sportplatzflächen
Architekt: BRT Architekten LLP, Hamburg
Bauherr: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg
Standort: Karstenstraße 22, 22587 Hamburg-Blankenese

Jurybeurteilung: „Die Gorch-Fock-Schule kann mit ihrem Erweiterungsbau im wahrsten Sinne des Wortes als Verkörperung einer positiven Entwicklung der Pädagogik und ihrer räumlichen Entsprechung stehen. An das Bestandsgebäude von 1929 wurde axial in Verbindung zum zentralen Treppenhaus die neue Kubatur „angedockt“. Der architektonisch hochwertige, streng symmetrische Altbau ließ vielfältig nutzbare Freiräume für die SchülerInnen vermissen. Die Intervention der Architekten folgt Vorstellungen zeitgemäßer Unterrichtsräume: Die Schule ist nicht mehr strenge Erziehungsstätte, sondern ein Ort, an dem, auch durch entsprechendes räumliches Angebot, selbstständiges Denken und Handeln gefördert werden soll. Die räumliche Umsetzung dieser pädagogischen Haltung zeigt sich in der Konzeption und inneren Strukturierung des Neubaus. Es werden großzügige, halb öffentliche Bereiche, die zu Aktivität und Kommunikation anregen, sowie lichtdurchflutete Klassenzimmer mit direkter Anbindung an den Freiluft-Pausenbereich geschaffen. Der Entwurf ermöglicht durch Aufständerung vielfältige räumliche Sequenzen und Blickbeziehungen im Innen- wie im Außenbereich und bietet offene, jedoch gleichzeitig geschützte kommunikative Zonen. Der Erweiterungsbau der Gorch-Fock- Schule gibt Anlass zur Hoffnung, dass der Weiterentwicklung des Schulbaus in Deutschland noch kein abruptes Ende durch ökonomische Zwänge gesetzt ist und dem Konzept „Der Raum als dritter Pädagoge“ noch viele derart qualitativ hochwertige Umsetzungen folgen.“

„Wohnturm Marco Polo Tower“
Preis: BDA Hamburg Architektur Preis 2012
Bauaufgabe: Neubau von Eigentumswohnungen nach dem „design-ready“-Prinzip: Eigentümer können ihre Wohnung mit Unterstützung von ausgewählten Architekten individuell ausbauen.
Architekt: Behnisch Architekten, Stuttgart
Bauherr: Projektgesellschaft Marco Polo Tower GmbH & Co. KG: Joint Venture aus den nachfolgenden beiden Unternehmen: HOCHTIEF Projektentwicklung GmbH, Niederlassung Nord, Hamburg und DC RESIDENTIAL GmbH & Co. KG, Hamburg
Standort: Hübenerstraße 1, 20457 Hamburg-HafenCity

Jurybeurteilung: „Wohnen dort, wo die HafenCity ihrem Namen auf das Eindrücklichste gerecht wird – so ist der Marco Polo Tower nicht nur eine neue Landmarke und damit einprägsames Wahrzeichen in der HafenCity, er ist auch exemplarisch für hochwertiges, aber auch hochpreisiges Wohnen in der verdichteten Innenstadt. Auf 17 gestapelten Ebenen lassen sich individuell gestaltete Wohnungsgrundrisse realisieren, die ihre große Qualität aus der Verbindung von Wohnraum und wohnungsbezogenen privaten Freiräumen auf den weit auskragenden Plattformen entwickeln. Dieses großzügige Angebot an privaten Außenräumen lässt die Verfasser von einer neuen Interpretation des Villentypus sprechen. Durch die
Reduktion der äußeren Materialisierung auf Beton und Glas entsteht ein gut proportionierter, skulptural anmutender Baukörper, der seine Eleganz aus der feinen plastischen Bearbeitung der verwendeten Betonfertigteile bezieht. Die variierende Grundform der Plattformen erzeugt eine sich ständig verändernde Wahrnehmung des Baukörpers bei der Bewegung in der Stadt. Eine wohl beabsichtigte, aber bis heute nicht realisierte öffentliche Nutzung des Erdgeschosses wäre dem Gebäude zu wünschen. Insgesamt ist ein herausragendes, für dieses neue Stadtgebiet identitätsstiftendes Wohnprojekt entstanden, welches hochwertiges innerstädtisches Wohnen mit nachhaltiger Ressourcennutzung beispielhaft verbindet.“

„Metropolis Haus“
Preis: Publikums Architektur Preis 2012
Bauaufgabe: Neubau eines Büro- und Geschäftsgebäudes sowie Wiederaufbau des denkmalgeschützten Metropolis Kinos
Architekt: Florian Fischötter Architekt, Hamburg
Bauherr: Am Opernboulevard GmbH & Co. KG, Hochtief Projektentwicklung, Norddeutsche Grundvermögen, Hamburg
Standort: Dammtorstraße 30, 20354 Hamburg-Neustadt

Jurybeurteilung: „Das Metropolis Haus, in direkter Nachbarschaft zur Staatsoper an der Dammtorstraße gelegen, begreift sich mit seinen dunkel gehaltenen Ziegelfassaden als Teil des gewachsenen Stadtviertels am Gänsemarkt und unterstützt damit den Solitärcharakter der benachbarten Staatsoper. Es bezieht seine Qualität aus dieser städtebaulichen Zurückhaltung, die der Staatsoper ihren solitären Auftritt nicht streitig machen will und besticht dennoch durch eine elegante, bis ins Detail präzise Fassadenbearbeitung. Die mit offenen Fugen realisierte Ziegelverkleidung wird im Bereich der Fensterbänder geschickt als eine Art ,brise soleil‘ verwendet und verdeckt die Lüftungsflügel. Dadurch können die sonstigen Glasflächen von Öffnungsflügeln freigehalten werden. Über den Wiederaufbau des um 90 Grad gedrehten Metropolis- Kinosaales ließe sich sicher auch unter Denkmalpflegern trefflich streiten. Insgesamt ist das Projekt aber ein exemplarischer Beitrag, wie Angemessenheit, Innovation und Sensibilität in der städtebaulichen Positionierung ein gelungenes Ganzes ergeben.“

Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 22. November 2012 um 19.30 Uhr im CCH – Congress Center Hamburg Saal 4 statt.