Michael Wolf Ausstellung „Life in cities“ in den Deichtorhallen

Das Haus der Photographie in den Deichtorhallen zeigt vom 17. November 2018 bis 3. März 2019 eine umfassende Ausstellung des deutschen Fotografen Michael Wolf (*1954).

Wir haben uns die Ausstellung im Hinblick auf unsere im Mai 2020 stattfindende Architekturexkursion nach Hongkong angesehen. Die Ausstellung ist sehr zu empfehlen. Es ist spannend zu sehen, wie Wolf die unterschiedlichen Städte Hongkong, Tokio, Chicago und Paris wahrnimmt. Dichte und Weite nicht nur in der Architektur. Großstädte mit vielen dicht aufeinander lebenden Menschen und Städte die hoch sind aber durch gläserne Fassade sich dem Betrachter öffnen. Man lernt die Eckhäuser von Hongkong kennen, die eine der eigentümlichsten baulichen Besonderheiten der Stadt darstellen. Sie wurden in den 50er und 60er Jahren schnell und billig in den an Mangel und Sparsamkeit geprägten Nachkriegsjahren errichtet und sind heute vom Aussterben bedroht. Michael Wolf zeigt in seiner Serie „Hongkong corner houses“ seine Fähigkeit hinter die scheinbare Banalität des Alltäglichen zu blicken und dokumentiert eine städtisches System, dass leicht übersehen wird.

michael wolf

Michael Wolf Ausstellung „Life in cities“ Deichtorhallen © a-tour

Insgesamt zeigt die elf Werkserien und eine riesige Wandinstallation umfassende Ausstellung »Michael Wolf – Life in Cities« Werke von Wolfs Anfängen als Dokumentarfotograf bis hin zu den jüngsten, bisher unveröffentlichten Arbeiten. Michael Wolfs Werke reflektieren die Lebensbedingungen in Metropolen wie Hongkong, Tokio, Chicago und Paris und greifen Themen wie Bevölkerungsverdichtung, Massenkonsum, Privatsphäre und Voyeurismus auf.

Michael Wolf
Life in cities
17. November 2018 bis 3. März 2019

Das Herzstück der Ausstellung ist Michel Wolfs beeindruckende Wandinstallation The Real Toy Story (2000– 2018), die in den Deichtorhallen mit 23 × 4,5 Meter ihre bisher umfangreichste Größe erlangt. Über 20.000 Billigspielzeuge „Made in China“ bilden den Rahmen für Porträtfotos von Arbeiterinnen und Arbeitern in chinesischen Spielzeugfabriken. Die schüchternen und manchmal resignierten Gesichter der einzelnen Personen stehen in scharfem Gegensatz zur überwältigenden Anzahl heiter-bunter Spielzeuge aus der industriellen Massenproduktion.

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Michael Wolf Ausstellung „Life in cities“ Deichtorhallen © a-tour

Michael Wolfs Studium der visuellen Eigenheiten des modernen Stadtlebens begann in Hongkong. Die Stadt ist seit 1994 sein Zuhause und wurde der Hauptgegenstand seiner Forschung und das Thema vieler seiner Serien. In der Serie 100 × 100 (2006) porträtiert er hundert Bewohner eines Wohnkomplexes in der chinesischen Metropole, die auf knapp neun Quadratmetern leben. Wolfs Hochhaus-Ansichten in Architecture of Density (2003–2014), die weder Himmel noch Erde zeigen, ähneln endlosen Abstraktionen und entdecken die Schönheit in der monotonen, brutalen Architektur der Wohnkomplexe. Michael Wolfs Serie Tokyo Compression mit Passagieren, die gegen die Fenster der überfüllten U-Bahn in Tokio gepresst sind, zeigt ebenso eindrücklich die räumliche Enge in einer Mega-Stadt.

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Michael Wolf Ausstellung „Life in cities“ Deichtorhallen © a-tour

Die von Wim van Sinderen kuratierte Ausstellung ist eine Produktion des Museums für Fotografie in Den Haag und wurde im Sommer 2017 während des großen Fotofestivals Les Rencontres de la photographie in Arles erstmalig gezeigt. Für die Hamburger Station wird die Ausstellung um eine bisher nicht veröffentlichte Werkserie erweitert. Begleitet wird die Ausstellung von dem englischsprachigen Buch Michael Wolf Works bei Peperoni Books mit Texten von Marc Feustel, Jan-Philipp Sendker, Wim van Sindern und Michael Wolf.

michael wolf

Michael Wolf Ausstellung „Life in cities“ Deichtorhallen © a-tour

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Michael Wolf Ausstellung „Life in cities“ Deichtorhallen © a-tour

Die Ausstellung ist noch bis zum 3. März 2019 in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen. Umbedingt empfehlenswert.